Couchsurfing

cs.jpgVor zehn Jahren bin ich mit dem Rad einmal quer durch Kanada gefahren – vom Pazifik zum Atlantik in 52 Tagen. Am siebten Tag meiner Reise habe ich in Princeton, British Columbia, mein Zelt erstmals nicht versteckt im Wald, sondern mit Erlaubnis im Garten einer Familie aufgebaut. Kaum war ich damit fertig, wurde ich von dieser freundlichen Familie ins Gästezimmer des Hauses und zum gemeinsamen Abendessen eingeladen.

Am nächsten Morgen war mir klar, dass diese Begegnung mindestens genauso spannend gewesen ist wie die zu ihr führene Radtour durch die Rocky Mountains.

Also versuchte ich ab diesem Moment jeden Abend mein Zelt im Garten eines Hauses aufzubauen, das groß genug schien für ein Gästezimmer. Und ich war überrascht, dass ich fast jeden Abend erneut in das Haus einer kanadischen Familie eingeladen wurde.

Am Ende der Reise hatte ich nicht nur ein großartiges Land per Rad durchquert, sondern auch etwa 40 gastfreundliche Familien kennen gelernt – und meine Reise dadurch ungemein bereichert.
Ich kehrte mit dem Vorsatz zurück, ab sofort auch ein Gastgeber für Radtouristen zu werden. Doch das ist am Bodensee gar nicht so einfach. Bei mehreren Hundertausend Radlern pro Jahr ist deren Anblick (im Gegensatz zu Kanada) derart gewöhnlich und die Inrastruktur für Radler (nicht zuletzt durch meine Arbeit) so gut, dass solche Kontakte kaum zustande kommen können.

Mein Vorsatz geriet darum zehn Jahr lang in Vergessenheit, und seit ein paar Tagen ist er wieder da!

Weil Helge mich auf Couchsurfing gestoßen hat.

Das ist ein Netzwerk von gastfreundlichen Leuten, die über ziemlich ausgeklügelte Anfrage- und Bewertungssysteme ihre Couch (oder ihr Gästezimmer) zur Verfügung stellen. Natürlich nicht uneingeschränkt, sondern nur per Nachfrage, und oftmals nichtmal das, sondern z.B. nur den Radtschlag eines Einheimischen zu einem Kaffee usw.

Couchsurfing ist ein nicht-kommerzielles Projekt, getragen von vielen freiwilligen Helfern, und allein schon wegen dieses Commitments jedem vergleichbaren kommerziellen Ansatz weit überlegen.

Die Zahl der neuen Mitglieder (pro Woche) wächst ungefähr so:

40 neue Mitglieder pro Woche im Januar 2004
100 neue Mitglieder pro Woche im Juli 2004
150 neue Mitglieder pro Woche im Januar 2005
900 neue Mitglieder pro Woche im Juli 2005
1400 neue Mitglieder pro Woche im Januar 2006
2500 neue Mitglieder pro Woche im Juli 2006
3000 neue Mitglieder pro Woche im Januar 2007
6000 neue Mitglieder pro Woche im Juli 2007

Die Seite ist sehr unübersichtlich gestaltet (und bewahrt vielleicht so auch ihren Graswurzelcharme), aber die implementieren Funktionen sind wirklich toll gemacht.

Und morgen kommen meine ersten Gäste…!

About Peter Eich

Mathematiker und Philosoph eigentlich, Seriengründer und Investor tatsächlich. Gründer von Inselhüpfen, Radweg-Reisen, Bikemap, Toursprung, Tourbook, Bodensee-Verlag, und Cyclesummit. Außerdem Referent, Immobilien-Investor, Pilot, NLP-Coach und Barista. Und meistens unterwegs.