Sydney Harbour Bridge Climb

Nachdem ich mich schon beim ersten Anblick in die Sydney Harbour Bridge verliebt hatte, stand es für mich außer Frage, dass ich sie bald besteigen und sie mich zu ihrem höchsten Punkt führen würde.

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Neben dem wirklich großartigen Erlebnis hat mich jedoch das touristische Drumherum fast noch mehr begeistert als die mächtige Brücke und die tolle Aussicht von ihrer 134 Meter hohen Spitze.
Der ehrgeizige und schon damals erfolgreiche Geschäftsmann Paul Cave hatte 1989 für eine Gruppe von Unternehmern im Rahmen einer Konfernez ein besonderes Incentive organisiert: flankiert von etlichen sichernden Bauarbeitern durften die Teilnehmer auf die Spitze des Brückenbogens „gehen“. Die Strecke dorthin führte schon damals über latent gesicherte Treppen bis nach ganz oben – was für die ständig nötigen Wartungsarbeiten bei fast jeder Brücke so ist.

Der Erfolg dieses Ausfluges ließ in Paul die Überzeugung reifen, dass das Erklettern der Brücke (sie ist in mancherlei Hinsicht die größte der Welt) eine touristische Attraktion ist, die unbedingt erschlossen werden müsste.

Paul hatte seinen Traum gefunden.

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Er präsentierte daraufhin ein detailliert ausgearbeitetes Vorhaben dem Straßenbauamt der Stadt Sydney. Nach einigen Monaten bekam er die zehnseitige Antwort, in der 62 Gründe gelistet standen, weshalb ein BridgeClimb als touristische Attraktion völlig undenkbar sei.

An dieser Stelle beginnt die Geschichte spannend zu werden – und Paul auf Augenhöhe mit Thomas Edinson oder Walt Disney zu stellen.

Für jeden der 62 Punkte fand Paul eine Lösung, zum Teil erst nach aufwändigen Recherchen, Erfindungen und Gutachten von vielen Experten und Organisationen. Er präsentierte sein Ergebnis zwei Jahre später (so lange hatte er an der Antwort gearbeitet) der Stadt Sydney.

Natürlich bekam er Monate später erneut einen Brief von der Verwaltung, in dem neuerliche 20 Punkte gelistet standen, weshalb ein solches Vorhaben nicht möglich sei.

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Doch Paul ließ nicht locker. Er organisierte, plante und erfand, kommunizierte mit Verwaltungen, Organisationen, Experten und Denkmalschützern, sprach mit Regierungsmitgliedern und Touristikern. Viele Jahre lang war Paul der einzige, der an die Realisierbarkeit seines Traumes glaubte.

Nur zwei Beispiele: Ein Einwand besagte, dass die Sicherheit des unter den Kletterern hindurchfahrenden Verkehrs gefährdet sei, wenn sie von Menschen im Gebälk der Brücke abgelenkt würden (darum müssen alle Teilnehmer nun graue Overalls tragen, welche genau die Farbe der Brücke haben).

Ein anderer Einwand schien mit diesem unversönlich. Die Kletterroute führt unmittelbar an der über die Brücke führenden Eisenbahnlinie vorbei. Ein nationales Gesetz in Australien schreibt vor, dass jeder, der sich der Schiene auf weniger als 5 Meter nähert, eine leuchtfarbene Warnweste tragen müsse. Zwar verläuft die Kletterstrecke rund um die Schiene komplett in einem Käfig, aber auch in Australien sind die Gesetzt nicht etwa für die Menschen geschaffen, sondern müssen sich (zumindest in den Köpfen von Bürokraten) die Menschen stets nach den Gesetze richten…

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Neun Jahre und 16 Millionen Dollar später jedoch, nämlich am 1. Oktober 1998, waren dern Verhinderern die Argumente ausgegangen und Paul öffnete die Sydney Harbour Bridge für Touristen.

Unterdessen ist der BridgeWalk die bekannteste am häufigsten weiterempfohlene Attraktion von Sydney. Er macht eine riesige und besonders schöne Brücke erlebbar, die zwar seit 75 Jahren das Wahrzeichen der Stadt Sydney ist, aber erst durch den BridgeWalk die richtige touristische Aufmerksamkeit erhalten hat.

Paul Cave beschäftigt bei BridgeClimb über 150 Personen, es haben mittlerweile über 2 Millionen Gäste daran teilgenommen, Paul hat damit etwa 350 Millionen Euro umgesetzt und verdient an den täglich 800 – 1.700 Gästen jährlich einen knapp zweistelligen Millionenbetrag.

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About Peter Eich

Mathematiker und Philosoph eigentlich, Seriengründer und Investor tatsächlich. Gründer von Inselhüpfen, Radweg-Reisen, Bikemap, Toursprung, Tourbook, Bodensee-Verlag, und Cyclesummit. Außerdem Referent, Immobilien-Investor, Pilot, NLP-Coach und Barista. Und meistens unterwegs.