Treffen mit Steve Coast, dem OSM-Gründer

Heute war ich in Menlo Park, Kalifornien, gleich neben dem Headquarter von SUN-Micosystems.

Keine zwei Häuser weiter in (noch) leeren Fluren und Räumen sitzt die junge Firma Cloudmade, die Zugänge und Tools zur Openstreetmap entwickelt, und die seit ein paar Monaten mit dem Kapital von Sunstone arbeiten kann. Hier traf ich ihren Chef Steve Coast, den Gründer der Openstreetmap.

Wir besprachen Mittel und Wege, wie die Community von Bikemap dazu beitragen kann, alle Radwege Deutschlands, Europas und der Welt in der Openstreetmap zu kartografieren und von dort aus jedermann frei und gratis zugänglich zu machen. Am Ende dieses Weges stünde die erste echte und offene Routing-Funktion für Radfahrer („wie komme ich per Rad von A nach B?“).

Zwar gibt es in Nordrheinwestfalen, München und beim ADFC Baden-Württemberg schon ein paar Versuche, die jedoch allesamt nur komplizierte Insellösungen und zum Teil sogar kostenpflichtig sind und deshalb keine größere Bedeutung erlangen werden.

Das Gespräch mit Steve war der erste Schritt eines längeren Weges, den wir mit Bikemap nun in Richtung OSM gehen werden. Begleiten werden uns übrigens unsere Freunde von GPSies aus Berlin, mit denen wir hinsichtlich OSM gemeinsame Sache machen.

Warum?

Aus zwei Gründen: Erstens haben wir alle ein lebhaftes Interesse am Erfolg der Openstreetmap, weil ihr Lizenzmodell eine dauerhaft kosten- und werbefreie Alternative zu den Maps von Google, Yahoo und Microsoft bleiben wird. Und zweitens, weil es m.E. höchstens noch zwei Jahre dauert, bis die Openstreetmap alle anderen Karten hinsichtlich Informationsgehalt und Detailreichtum in den Schatten stellt.

Eines der Probleme, an denen die Opentreetmap momentan hängt, sind die zunehmenden Serverkosten für Rendering und Übertragung der Kartendaten. Diese werden noch von der University College London getragen, doch nicht mehr lange.

In meiner Begeisterung für die OSM textete ich Steve mit meiner Überzeugung zu, dass es nur noch eine Frage von Sekunden sein könne, bis Google diese Kosten übernehmen würde.

Warum?

Weil Google zwei große Kostenstellen hat: die Lizenz der Karten von Teleatlas, Navtech usw, und die Serverkosten. Bei einer Kooperation mit OSM und der Übernahme der Serverkosten durch Google würden diese für Google konstant bleiben, doch die Lizenzkosten würden für Google wegfallen. Und für die OSM würden die Serverkosten wegfallen und etliche andere Vorteile entstehen – also eine klassische Win-Win-Situation, deren Eintreten nur eine Frage der Zeit sei.

Dachte ich.

Steve hingegen ist etwas desillusionierter. Selbst bei Google, meinte er, gebe es Bürokratie, Posten- und Budget-Neid. Und ein Schwenk hin zur OSM würde manchem Mitarbeiter bei Google die Privillegien und das Budget kürzen, und daran scheitere eine Kooperation bislang – nebst der momentan noch mangelhaften Datenfülle der OSM.

Mein Optimismus, dass sowas doch an höchster Stelle entschieden und als langfristige Investition betrachtet würde… nunja… er scheint sich in der Praxis leider nicht bewahrheitet zu haben. Noch nicht.

Drücken wir Steve und der OSM also die Daumen, dass die Erreichbarkeit von OSM langfristig nicht nur von der Burnrate von Couldmade abhängen wird, wenn sie die Aufgabe des University College übernommen haben werden.

About Peter Eich

Mathematiker und Philosoph eigentlich, Seriengründer und Investor tatsächlich. Gründer von Inselhüpfen, Radweg-Reisen, Bikemap, Toursprung, Tourbook, Bodensee-Verlag, und Cyclesummit. Außerdem Referent, Immobilien-Investor, Pilot, NLP-Coach und Barista. Und meistens unterwegs.