DiBoBo – die Digitale Bohème am Bodensee

Es ist leicht über den Wirtschaftsstandort Konstanz zu schimpfen – vor allem, weil es eigentlich keiner ist.

Auch kulturell wächst einem hier schnell der grüne Bart, und ich lebe nur deswegen so gerne am Bodensee, weil ich in regelmäßigen Abständen nach Berlin oder Wien fliegen kann, um zu kontrollieren, ob das, was bei uns nur im Feuilleton steht, dort auch wirklich passiert. Sozusagen.

Das Wirtschaftswachstum einer Region ist (statistisch klar nachweisbar) eng mit den Anteil der anwesenden “kreativen Klasse” der Erwerbstätigen verknüpft. Diese Kreativarbeiter bestehen darauf, in einem kreativen und stimulierenden Umfeld zu leben. Sie ziehen sich gegenseitig an – und darum fast alle von Konstanz weg.

Man erkennt die Kreativarbeiter an ihren Freytag-Taschen, in denen ein Subnotebook steckt. Oder ein MacBook. In den Cargohosen versteckt sich ein iPhone. Oder zumindest der Wunsch nach einem. Auf dem Tisch liegt es zwischen Caffè Latte und Moleskine. Und der Tisch steht in einem Café mit WLAN. Oder zumindest in einem Café, über dem ein freundlicher Fonero wohnt. Sitzen mehrere solcher Leute zusammen im Café, dann stehen mindestens genauso viele Notebooks auf dem Tisch – die meist über und über mit Aufklebern von BarCamps beklebt sind.

Der Arbeitgeber dieser digitalen Bohème hat kein Sekretariat. Dafür aber ein Wii-Zimmer und einen guten Tischkicker in der Küche. Entweder tatsächlich – oder vorerst nur in den Gedanken dessen, der diese Firma gerade gründen möchte.

Diese digitale Bohème ist selten am Bodensee. Aber vorhanden!

Schade nur, dass man sich so selten trifft. Wie auch, wenn die coolsten Cafés hier “diese Notebook-Leute” als störend empfinden (das dürft ihr vom Klimperkasten und Voglhaus jetzt gerne mal persönlich nehmen).

Mir passiert es aber trotzdem immer wieder, dass ich neue spannende Leute kennen lerne, mit denen ich schon Monate oder Jahre meine kleine Stadt teile. Und jedes Mal denke ich: hätten wir uns nur früher schon getroffen.

Und damit nun nicht noch mehr Zeit vergeht, bevor wir uns alle in unserer digitalen Diaspora finden (oder schlimmer noch: beim nächsten Barcamp viele Hundert Kilometer entfernt), rufe ich hiermit zum monatlichen DiBoBo-Treffen auf: dem Stammtisch der digitalen Bohème am Bodensee.

Jeden ersten Donnerstag ab 19 Uhr im Il Boccone. Ein loses Kommen und Gehen. Erstmals diese Woche am 5.November. Details per Twitter mit #dibobo und/oder über das Event bei Facebook. Einfach dort sein, eine Anmeldung ist nicht erforderlich – über das Facebook-Event wegen der Platzplanung jedoch hilfreich.

Jetzt hoffe ich, dass unser aller digitales Word-of-Mouth überall dorthin schallt, wo sie stecken, die Blogger, Holidaychecker, Twitterer, Toursprunger, Startupper, Notebooknomaden, VC-Burner, Lauter und wie sie alle heißen.

PS: Kommt euch der Text bekannt vor? Klar, es gab ihn vor über einem Jahr schonmal an dieser Stelle. Leider schlief das DiBoBo-Treffen damals wieder ein, obwohl es eigentlich ganz spannend war. Darum wiederhole ich es hiermit auf vielfache Anregung, jedoch nicht mehr als wöchentliches, sondern nur noch als monatliches Treffen.

Und weil unsere Wirtschaftsförderung sich damals nicht zu Wort gemeldet hatte, bekommt sie hiermit auch eine zweiter Chance auf unseren ersten freien Kaffee.

About Peter Eich

Mathematiker und Philosoph eigentlich, Seriengründer und Investor tatsächlich. Gründer von Inselhüpfen, Radweg-Reisen, Bikemap, Toursprung, Tourbook, Bodensee-Verlag, und Cyclesummit. Außerdem Referent, Immobilien-Investor, Pilot, NLP-Coach und Barista. Und meistens unterwegs.