Reisemonster mit Airline-Judo abgewehrt

Mit den Jahren lernt man die Taktik seines persönlichen Reisemonsters immer besser kennen, und machmal ahnt man schon vorher, wann es wieder zuschlagen könnte.

So heute.

Ich sollte von Zürich nach Düsseldorf und von dort weiter nach Miami fliegen. Die beiden Lufthansa-Flüge wurden unabhängig voneinander gebucht, hatten also getrennte Vorgangsnummern. Beim einen war ich mit Kreditkarte, beim anderen mit Reisepass identifiziert.

Schon beim Check-In in Zürich ahnte ich, dass der Tag noch für eine Überraschung sorgen könnte. Draußen war Nebel, und drinnen roch es bereits ganz leicht nach Reisemonster. Das Ding war also bereits auf dem Weg zu mir. Ich musste aufpassen!

Darum versuchte ich wenigstens mein Gepäck durchzuchecken, also erst wieder in Miami in Empfang nehmen zu müssen. Und damit das Risiko des Neu-Eincheckens meines Gepäcks in Düsseldorf von mir auf die Lufthansa zu übertragen.

Ich nahm an, dass der Check-In-Automat damit überfordert sei, ging also direkt zum Counter. Der aber wurde von einem Einlassdrachen bewacht, und diese Duttträgerin wollte mich partout nicht ohne Boardingpass durchlassen. Meine Erklärung, dass ich einen etwas komplexeren Vorgang hätte, tat sie mit der unwirschen Bemerkung ab, dass am Automaten jemand stehe, der mir helfen könne.

Ich versprach ihr, dass wir uns eh in drei Minuten wieder sehen würden, aber wenn sie darauf bestünde, dann würde ich ihr gerne beweisen, dass der Automat es auch mit dieser Hilfe nicht könne.

Gesagt, getan. Der Automat schaffte es nicht, und der Hilfe-Typ erkärte mir ausführlich, dass ich mein Gepäck nicht durchchecken könne, weil die Flüge ja unter Umständen zu dicht beieinander lägen. Mein Hinweis, dass sie das nicht tun, überzeugte ihn nicht. Ich müsse mich mit einer Neu-Aufgabe des Gepäcks in Düsseldorf abfinden, meinte er. Schweizer Freundlichkeit eben.

So trabte ich also wieder an der feuerspeienden Duttfrisur vorbei, murmelte „Sagte ich doch gleich“ und suchte mir einen Schalter mit einer sympatischen Swiss-Perle dahinter aus. Ihr erzählte ich, dass ich zu ihr geschickt worden sei, damit mein Gepäck durchgecheckt werden könne bis Miami.

Ok, das war gelogen.

Aber es klappte, und es rettete mir später meine Reise. Immerhin eine Kreuzfahrt, bei der man pünktlich anreisen sollte.

Der Flieger nach Düsseldorf hatte Verspätung. Alle Passagiere warteten am Gate und mussten eben später ankommen, als geplant. Einzig mein Name wurde ausgerufen. Mein durchgechecktes Gepäck hatte mein potentielles Folgeproblem verraten, denn ich hätte den Anschlussflug nach Miami verpasst. Ich solle zum Worst-Case-Schalter kommen.

Dort ließ ich so lange Leute von hinten in der Schlage vor, bis der Schalter mit der sympathischsten Person frei wurde. Man weiß ja nie.

Und tatsächlich, auch sie war eine Swiss-Perle, und wir wurden sofort gute Feunde. Und mein Gepäck hatte sogar davon abgelenkt, dass ich eigentlich zwei Flüge statt einen indirekten Flug gebucht hatte.

Doch Alternativen waren rar. Nach Düsseldorf kam ich nicht mehr rechtzeitig, der Direktflug nach Miami war bereits überbucht, indirekte Flüge über Montreal etc. waren auch schon voll oder bereits abgeflogen…

Doch unter Freunden hilft man sich. Eine geschlagene halbe Stunde und etliche Telefonate später hatte mir das hübsche Fräulein doch noch einen Platz organisiert – ein paar Meter weiter vorne im überbuchten Direktflug der Swiss nach Miami – mit dem ich nun eine halbe Stunde früher ankommen werde als ursprünglich gebucht.

Satz und Sieg. Reisemonster geschlagen. Durch Verspätung früher ankommen. Klassisches Airline-Judo.

About Peter Eich

Mathematiker und Philosoph eigentlich, Seriengründer und Investor tatsächlich. Gründer von Inselhüpfen, Radweg-Reisen, Bikemap, Toursprung, Tourbook, Bodensee-Verlag, und Cyclesummit. Außerdem Referent, Immobilien-Investor, Pilot, NLP-Coach und Barista. Und meistens unterwegs.