Eine Woche mehr Urlaub für Lehrer

Wenn ein Lehrer bereit ist, 220 Euro gegen eine Woche zusätzlichen Urlaub zu tauschen, dann sollte er diesen Artikel lesen.

Ein paar numerische Annahmen vorweg: ein Gymnasiallehrer mit 50 Jahren verdient 3.600 Euro netto. Er unterrichtet 25 Stunden und arbeitet weitere 15 Stunden pro Schulwoche. Es gibt 40 Schulwochen pro Jahr, und er beaufsichtigt etwa eine Klassenarbeit pro Schulwoche.

Ich nehme weiters an, dass die Beaufsichtigung einer Klassenarbeit eine Aufgabe ist, die nicht die Qualifikation eines Gymnasiallehrers erfordert, sondern nur die Anwesenheit einer Aufsichtsperson. Oder in anderen Worten: wenn ein Gymnasiallehrer eine Klassenarbeit beaufsichtigt, so verschwendet er (s)eine fachliche Ressource.

Im echten Leben (also in der Wirtschaft) werden Ressourcen-Verschwendungen gesucht und konsequent eliminiert. Ein Unternehmen, das diese Strategie nicht konsequent verfolgt, wird keinen Erfolg haben. Alle Arbeiten sollen darum stets von Personen mit dem geringst-nötigen Ausbildungsgrad ausgeführt werden.

Warum erledigen tausende Lehrer dann regelmäßig solche unqualifizierten Aufgaben?

Wie wäre es, wenn jedes Schule einen Pool von Studenten beschäftigt, deren Aufgabe es ist, das wachsame Auge während einer Klassenarbeit zu sein. Sie bekommen dafür 8 Euro pro Stunde plus wertvolle Kontakte in ihre möglicherweise zukünftige Berufswelt. Schließlich sind es neuerdings die Schulen, die über ihre neu einzustellenden Lehrer selbst entscheiden – fast wie im echten Leben.

Studenten anderer Fächer im echten Leben machen das mit ihren zukünftigen Arbeitgebern nicht anders. Nur nennt man es dort freiwilliges Praktikum, und meist erhält man weniger als 8 Euro pro Stunde dafür.

Dieser Student ist also der Wachhund einer Klassenarbeit, also praktisch nicht viel mehr als einfach anwesend. Dafür sind vielleicht sogar 8 Euro zuviel.

Weitere Aufgaben hat der Wachhund nicht, denn der Lehrer ist ebenfalls im gleichen Raum anwesend, jedoch sitzt er abseits an einem Tisch und korrigiert weitgehend ungestört oder bereitet etwas vor – arbeitet also fachlich qualifiziert und verschwendet seine Ressource nicht.

Als Aufsicht ist der Lehrer dennoch präsent, und bei eventuell auftretenden Fragen und Problemen kann er eingreifen – jedoch nur, wenn sein Wachhund dies für nötig hält.

Ein solcher Wachhund wird von einem Pool von Lehrern (am besten von der ganzen Schule) beschäftigt und kann dann leicht mehrere Stunden in Folge eingesetzt werden. Mögliche Terminkollisionen stören mein Modell nicht – sollten einmal mehr Arbeiten parallel geschrieben werden als Wachhunde anwesend sind, dann beißt eben ein Lehrer ausnahmsweise ins Aufsichtsgras. Das darf vorkommen – nur eben nicht zu oft.

Pro Woche spart der Lehrer also eine Stunde, und pro Jahr eine komplette Arbeitswoche.

Da der Lehrer den Einsatz seines Wachhundes absetzen kann, bleiben jährlich als Kosten ganze 220 Euro netto zu bezahlen.

Was haltet ihr von dieser Idee?

Ich freue mich auf euer Feedback, und insbesondere auf weitere Vorschläge, wie man das Schulwesen mit Ideen aus dem echten Leben optimieren könnte.

About Peter Eich

Mathematiker und Philosoph eigentlich, Seriengründer und Investor tatsächlich. Gründer von Inselhüpfen, Radweg-Reisen, Bikemap, Toursprung, Tourbook, Bodensee-Verlag, und Cyclesummit. Außerdem Referent, Immobilien-Investor, Pilot, NLP-Coach und Barista. Und meistens unterwegs.