Westweg im November

Der Westweg ist der bunte Hund unter den deutschen Wanderwegen, und die Strecke durch den (westlichen) Schwarzwald wird in gewöhnlich 13 Tagesetappen gewandert.

Die ersten sechs Etappen bin ich im August gewandert, und die Etappen 7 bis 9 in den vergangen Tagen im November. Hier ist mein Bericht davon:

Der Einstieg war in Hausach, wohin wir mit dem Auto gefahren sind. Morgens um 10 ging es dort los, und zwar erst mal kräftig bergauf zur anstrengendsten Etappe. Aber das ist die erste ja immer.

Westweg

Zwar gibt es im November keine Brombeeren, Himbeeren, Walderdbeeren und Preiselbeeren mehr, und auch ihre wundervollen Gerüche begleiten den Wanderer nicht mehr.

Dafür aber ist der Waldboden voller Pilze – und Fotografen, die sich für eine gute Perspektive vor ihnen auf die Erde legen.

Manche Wanderer schauen dennoch nicht hin.

Westweg Pilze

Wir hatten diesmal keine Ausrüstung zum Zelten dabei und wanderten darum mit leichtem Gepäck.

Die im Herbst stets tief stehende Sonne macht die Tage kürzer und damit auch die Zeit für die einzelnen Etappen. Aber durch das kühle Wetter fallen auch die Pausen deutlich kürzer aus, so dass die Etappenlänge etwa konstant ist.

Meine kleine Kamera war in der inneren Jackentasche zwar gut gegen Regen geschützt, aber wegen der Temperaturunterschiede zwischen innen und außen beschlug die Linse oft – was ich im kleinen Monitor leider nicht immer bemerkte.

Man sieht es auf den anderen Bildern, die leider in der Überzahl zu diesen hier sind.

Ich habe diesmal die Canon S100 getestet. Sie ist fast identisch mit meiner Nikon Coolpix P300, hat jedoch zwei Vorteile: die Fotos werden mit GPS-Daten versehen, und sie kann RAW-Daten speichern.

Hätte ich nur mal dran gedacht die RAW-Funktion zu aktivieren…

Habe ich schon gesagt, dass es viele Pilze am Weg gab? Es ist übrigens egal, wie freundlich man mit ihnen spricht, sie antworten nie.

Der Westweg ist nahezu perfekt ausgeschildert. Eine Karte braucht man höchstens, um Hütten und Quellen zu finden, nicht aber für den Weg – denn der findet sich dank der Schilder stets von selbst.

Manchmal könnte man meinen, statt der roten Raute würden diese Folteropfer den Westweg weisen, so viele dieser Leichen hängen im Wald herum. Doch blöder Weise zeigt der Typ mit seinen Armen stets in zwei unterschiedliche Richtungen.

Dieser Bonsai-Jesus ist übrigens der Kleinste von allen.

Ich bin den Westweg ja schon 1996 gelaufen, und damals war er noch wie früher.

Jetzt nicht mehr, denn es gibt neben einer besseren Ausschilderung und einer maßgeblich verbesserten Wegeführung an einigen Stellen auch Bespaßungen wie diese Tore. Sie haben sogar ein Loch in der Mitte, durch das man gehen kann.

Die meisten Schilder am Westweg weisen den richtigen Weg. Manche auch die Uhrzeit. Und wenn man leise und lange darunter wartet, dann kommt gelegentlich auch ein Kuckuck vorbei.

Direkt am Westweg liegt die Quelle der Donau, und dort steht dieses alte Schwarzwaldhaus.

Als ich es sah, erinnerte ich mich daran, dass dort bei meiner letzten Westweg-Wanderung eine alte Frau lebte, mit der ich (wie fast aller Wanderer) ins Gespräch gekommen war. Es war Maria Hoch, die dort als Selbstversorgerin ohne Strom und ohne warmes Wasser lebte, zusammen mit drei Ziegen und einem atemberaubend musealen Haushalt, den sie gerne jedem zeigte.

Marie Hoch ist bereits gestorben, doch ihr Haus steht noch immer unverändert und vollgestellt und wartet darauf, dass daraus ein Museum wird.

Hier gibt es die Geschichte von Maria Hoch.

Achtung, jetzt folgt ein Stil-Wechsel:

Auf dem Blog Köln-Format gibt es nämlich diese herrliche Reportagen, die nur mit Instagram-Fotos bebildert sind. Ich mag das (auch mal probieren).

Et voilà:

Bei der Donau-Quelle steht die Wirtschaft Zur Martinskapelle, und je weiter das Thermometer fällt, desto mehr steigt die Lust die Pause in einen warmen Raum zu verlegen.

Gesagt, getan. Und drinnen war’s nicht nur schön warm, sondern auch urschwarzwälderisch gemütlich.

Die Linsensuppe tat gut, das Schwätzchen mit der Wirtin (natürlich über Maria Hoch) ebenso, und der Abschiedsgruß auf der Rechnung ist bezaubernd!

</Stil-Wechsel>

Weiter ging’s auf dem Westweg, wo die winddichten Regenhosen für eine gleichmäßige Abluft der Linsensuppe sorgten.

Auf dem Westweg hat man im späten Herbst fast immer die tief stehende Sonne im Gesicht.

Es sei denn, der Schwarzwald wird mal wieder seinem Namen gerecht.

Und genau dieser Kontrast zwischen Hell und Dunkel ist einer der besonderen Reize dieses tollen Weges.

Weniger schön ist die gelegentliche Wegeführung entlang der B 500. Zumindest für die Wanderer.

Doch die Landschaft zwischen Hausach und Titisee ist herrlich. Besonders bei Föhn im November kann man bis in die Alpen und die Vogesen schauen.

Was allerdings kein Mensch braucht ist der unfassbar hässliche Ort Titisee. Das Beste an ihm ist der Bahnhof, wo der Zug hält, mit dem man ihn verlassen kann.

Last but not least: Hier geht’s zum ersten Teil meiner Westweg-Wanderung.

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About Peter Eich

Mathematiker und Philosoph eigentlich, Seriengründer und Investor tatsächlich. Gründer von Inselhüpfen, Radweg-Reisen, Bikemap, Toursprung, Tourbook, Bodensee-Verlag, und Cyclesummit. Außerdem Referent, Immobilien-Investor, Pilot, NLP-Coach und Barista. Und meistens unterwegs.