Die Stadt Konstanz bremst Radtourismus

Die Stadt Konstanz zeigt den Radtouristen schon seit vielen Jahren den Mittelfinger.

„Kommt her, lasst euer Geld hier liegen, aber erwartet nicht, dass wir auch nur das Geringste für euch tun.“

Ein paar Zahlen vorab:

Nur jeder zehnte Gast am Bodensee ist ein Radtourist. Aber…

Von den 380.000 Radtouristen, die pro Jahr an den Bodensee kommen, sind 50% mehrtägig unterwegs, das sind 190.000 Radler, und sie bleiben im Schnitt satte 6,3 Nächte. Macht also 1,2 Mio Übernachtungen durch Radler.

Radler sind vor allem in der Vor- und Nachsaison unterwegs. Sie lasten die Hotels (und Attraktionen etc) also vor allem aus dann, wenn nicht eh schon alles ausgebucht ist.

Die Saison eines Hoteliers entscheidet sich nämlich nicht im August, weil da ist sein Haus voll, egal wie schlecht sein Service und egal wie teuer seine Preise sind.

Das zusammengerechnet erbringen die scheinbar nur 1/10 des Aufkommens ausmachenden Radtouristen plötzlich 40-50% des RELEVANTEN Umsatzes am Bodensee.

Viel mehr als ein Zünglein an der Waage also!

Die meisten Radler beginnen und enden ihre Tour in Konstanz. Damit hat Konstanz die doppelte Übernachtungzahl von Radlern am Bodensee im Vergleich zu allen anderen Städten. Alleine meine Firma Radweg-Reisen kauft in Konstanz pro Jahr weit über 10.000 Hotelübernachtungen ein. Und wir sind nur einer von mehreren Veranstaltern, und die Gäste von Veranstaltern machen nur 5% des Umsatzes im Radtourismus am Bodensee aus.

Immer wieder hören wir von unseren Gästen die Klage, dass sie sich in Konstanz ständig verfahren würden.

Darum wollte ich gestern mal wie ein Ortsunkundiger von der Konstanzer Innenstadt zur Insel Reichenau fahren und mich dabei ausschließlich auf die Beschilderung verlassen.

Das Fazit ist: ich wäre keine 150 Meter weit gekommen, und insgesamt hätte ich mich auf der 10 km langen Strecke 15 Mal garantiert verfahren.

Bildschirmfoto 2013-04-11 um 12.02.21

Was für eine Arroganz gegenüber den Radtouristen.

Es gibt 4 relevante Strecken von/bis Konstanz:

  1. Arbon – Konstanz
  2. Konstanz – Stein am Rhein
  3. Konstanz – Reichenau / Radolfzell
  4. Konstanz – Meersburg (und evtl. weiter zur Mainau)

Jede Strecke hat zwei Richtungen, macht also 8 touristische Achsen. Eigentlich überschaubar, oder?

  • Dennoch wird man als Radler in Kreuzlingen mit Schweizer Arroganz einfach an Konstanz vorbei geleitet.
  • Dennoch wird man beim Grenzübertritt nach Deutschland begrüßt mit „Radfahrer absteigen!“
  • Dennoch gibt es auf den Radwegen keine Ortsschilder für Konstanz. („Ist uns doch scheißegal, ob ihr wisst, wo ihr gerade seid“)
  • Dennoch gibt es rund um den Bodense SIEBEN verschiedene Schilder-Arten, und alle sind unvollständig.
  • Dennoch gibt es in Konstanz (und anderen Orten) noch die roten Schilder vom „Erlebnisweg“, den es schon seit über 10 Jahren nicht mehr gibt. So viel zur Nachhaltigkeit von Plenum-Fördergeldern. Fürs Aufbauen wurde kassiert, was danach passiert ist allen egal.
  • Dennoch gibt es in Konstanz um ein Vielfaches zu wenig Abstellplätze für Fahrräder.
  • Dennoch gibt es keine Ausschilderung durch die zentrale Stelle von Konstanz. Lieber lässt man Radler komplett alleine, als ihnen die am wenigsten gefährliche Alternative zu zeigen – denn selbst diese ist noch zu gefährlich um sie auszuschildern.
  • Dennoch gibt es in Konstanz noch dieses schon seit Jahrzehnten veraltete System von farbigen Punkten statt benannten Zielen in der Ausschilderung. Wer nicht ganz am Anfang der Route zufällig mitbekommen hat, welche Farbe für welches Ziel steht, hat keine Chance. Und bei Dämmerung erkennt man eh nichts mehr.

Nun ja, genug geschimpft.

Bei Interesse, liebe Stadt Konstanz, bin ich und sind alle meine Mitarbeiter gerne dabei und helfen die Missstände zu benennen und zu beseitigen. Aber auch das ist ja schon seit 10 Jahren bekannt…

Hier also meine gestrige Fahrt von der Innenstadt zur Insel Reichenau. Klickt euch durch die 33 Folien der Präsentation – und hinterlasst eure Meinung unten in den Kommentaren!

.

.

About Peter Eich

Mathematiker und Philosoph eigentlich, Seriengründer und Investor tatsächlich. Gründer von Inselhüpfen, Radweg-Reisen, Bikemap, Toursprung, Tourbook, Bodensee-Verlag, und Cyclesummit. Außerdem Referent, Immobilien-Investor, Pilot, NLP-Coach und Barista. Und meistens unterwegs.