FDP fällt Reiseveranstaltern in den Rücken

Heute wurde der von 19 auf 7% ermäßigte Mehrwertsteuersatz für Hotels in Deutschland beschlossen.

Ernst Burgbacher war vor der Wahl tourismuspolitischer Sprecher der FDP und ist seit der Wahl Beauftragter der Bundesregierung für Tourismus.

burgbacher_int

Seiner Initiative ist diese „Förderung deutscher Hoteliers“ maßgeblich zu verdanken – die in Wahrheit nichts anderes ist als eine weitere überflüssige Subventionierung (auch „Wahlgeschenk“ genannt).

Heute wird Herr Burgbacher vor die Mikrofone treten und stolz verkünden, was er und die FDP da erreicht haben.

Ob ihm bewusst ist, wie sehr die FDP dabei Reiseveranstaltern in den Rücken fällt? Vermutlich schon, aber es wird ihm egal sein. Schließlich gibt es mehr Hoteliers als Veranstalter, und jeder hat nur eine Stimme.

Warum ist diese Ermäßigung für Reiseveranstalter so schlecht?

Verkaufen wir eine Reise innerhalb von Deutschland, so sind die Käufer entweder Endkunden oder aber andere Veranstalter.

(A) Verkaufen wir eine Reise an einen Endkunden, so müssen wir den Verkaufspreis differenzbesteuern. Es wird also die Differenz aus Brutto-Einkaufspreis und Brutto-Verkaufspreis mit 19% besteuert. Da Veranstalter mit Hotels stets Bruttopreise vereinbaren, bleibt für den Veranstalter hier alles gleich. Nur der Hotelier verdient plötzlich 14,8% mehr an unserem Kunden.

(B) Verkaufen wir die Reise aber an einen anderen Veranstalter (was sehr häufig vorkommt), so wird dieses Geschäft regel- oder auch margenbesteuert. Wir können alle bezahlte Vorsteuer (also alle in den Teilleistungen enthaltene Mehrwertsteuer) vom Finanzamt zurückholen und müssen vom Verkaufspreis 19% ans Finanzamt abführen.

Weil eine Reise eine Dienstleistung ist, wird sie mit 19% besteuert. In der Reise sind als Teilleistungen aber in erster Linie Hotelübernachtungen enthalten, deren Besteuerung plötzlich von 19 auf 7% gefallen ist. Genau genommen bestehen die Reisekosten sogar fast ausschließlich aus Hotelübernachtungen.

Im Tourismus werden zwischen Hotels und Veranstaltern immer nur Bruttopreise vereinbart. Damit bleiben zwar trotz Steuerveränderung alle Bruttopreise gleich, aber der vom Finanzamt für Hotelübernachtungen zurückerstattbare Betrag wird kleiner. Nämlich von 19 auf 7 Prozentpunkte, oder in anderen Worten: der erstattbare Betrag sinkt um sagenhafte 63%, während die zu bezahlende Steuer konstant bleibt.

Bei einer 7-nächtigen Reise um den Bodensee ist das pro Buchung ein Betrag von knapp 90 Euro, und der ist höher (höher!, HÖHER, H*Ö*H*E*R) als die kalkulierte Marge im B2B-Geschäft.

Oder in anderen Worten: wir Veranstalter machen plötzlich mit jedem einzelnen Gast Verlust.

Die FDP ist die Partei der Unternehmer.

Gewesen.

Danke dafür, Herr Burgbacher!

PS: Nochmal ganz ohne jede Polemik, Herr Burgbacher. Wie genau sollen wir mit dieser Situation umgehen? Insolvenz anmelden? Ich bin wirklich neugierig auf die Antwort von Ihnen. Sowie auf die meiner Abgeordneten Birgit Homburger. Gerne hier im Blog als Kommentar. Oder irgendwo persönlich – und das gerne im Beisein eines von Ihnen vermittelten Steuerexperten, der mir dann erklären kann, wie wir Ihrer FDP-Steuererfalle ohne Insolvenz entkommen können. Hauptsache Sie kneifen nicht.

About Peter Eich

Mathematiker und Philosoph eigentlich, Seriengründer und Investor tatsächlich. Gründer von Inselhüpfen, Radweg-Reisen, Bikemap, Toursprung, Tourbook, Bodensee-Verlag, und Cyclesummit. Außerdem Referent, Immobilien-Investor, Pilot, NLP-Coach und Barista. Und meistens unterwegs.