Das Esslinger Unternehmen Internetstores weist eine beachtliche Erfolgsbilanz auf. Im Jahr 2003 kaufte René Köhler als junger Sohn eines Fahrrad-Fachhändlers die Domain fahrrad.de und baute darunter einen Versandhandel für Räder auf.
Nach nur drei Jahren brachte er es auf über 2 Millionen Euro Umstatz, was an sich schon eine gute Leistung ist.
Viele erfolgreiche Unternehmen erkennen nicht, dass ihre wertvollste Kompetenz längst auf einer Metaebene liegt. Also nicht mehr im Verkauf des eigentlichen Produktes, sondern in einer es umfassenden und darüberliegenden Struktur.
Bekanntestes Beispiel dazu ist Amazon, das längst vom Buchhandel zum Unternehmen gewandelt ist, das als Marktführer nun (auch) die Infrastruktur verkauft, die zum Verkauf von Waren im Netz nötig ist. Also das klassische Metageschäft als Ergänzung zum simplen quantitativen Wachstum. Dies erreicht nur, wer genau beobachtet, worin zu jeder Zeit die wahre Kompetenz seines Unternehmens liegt.
Im Jahr 2006 gelang René Marks genau dieser Schritt.
Zum Verkauf von Fahrrädern hatte er die Marke fahrrad.de geschaffen, die richtig gut lief und noch immer läuft. Doch die heimliche zweite Kompetenz des Unternehmens war das Metageschäft geworden: die Datenbank mit guten Bildern und Texten für alle Produkte rund ums Rad, die ausgefeilte Logistik, mit der man punktgenau sein Rad zum Wunschtermin nach Hause geliefert bekommt, das riesige Warenlager als Voraussetzung für diese schnelle Lieferung, und vor allem die Verknüpfung von all dem durch eine gute Software.
Die Grundlage des bisherigen Geschäftes ist oftmals ein ganz eigenes Produkt.
Genau dieses Produkt verstand René Marks zu monetarisieren, als er zuerst Amazon (Umsatz nun 5 Mio Euro) und später auch noch Neckermann (Umsatz nun 20 Mio Euro) als große Partner gewann. Er versorgte sie mit genau den Daten, dem Know-How und der Logistik, die sie zum Verkauf von Fahrrädern aus seinem Sortiment benötigten. Sein Umsatz verfielfachte sich somit abermals, und die Kurve zeigt weiter steil nach oben.
Eine gewisse Parallele zu dieser Entwicklung haben wir (freilich auf kleinerem Niveau) mit unseren Radreisen durchlaufen, als wir erkannten, dass wir nicht nur gut darin sind, Reisen zu verkaufen, sondern auch darin, die dafür nötigen Daten intelligent zu handhaben.
Wir entwickelten darum in den letzten sechs Monaten eine Software auf der Ebene über unserem eigenen Geschäft. Sie heißt Anybike und ist eine Internet-Booking-Engine für Radreisen.
Auf der einen Seite stehen Veranstalter (wie wir selbst) und geben ihre Daten ein (meist dynamisch durch eine API), und auf der anderen Seite stehen kleine Affiliate-Partner oder große individuelle Partner, die auf ihren Webseiten nun Radreisen verkaufen können. Dazu müssen sie nur einmal die Verbindung zu Anybike herstellen (also unsere API nutzen und unsere Daten auf ihrer Seite darstellen), und fortan sind sie automatisch an unseren kompletten Produktkatalog angebunden und verkaufen täglich unsere Reisen, ohne noch etwas dafür tun zu müssen.
Was haben nun Anybike und fahrrad.de miteinander zu tun?
Nun, vor zwei Jahren Jahr fiel mir fahrrad.de als ein Unternehmen auf, das nicht nur das Internet zu nutzen versteht, sondern das vor allem die exakt selbe Zielgruppe hat wie wir, ihr aber ein komplett anderes Produkt verkauft. Also die allerbesten Voraussetzungen für eine reibungsfreie und erfolgreiche Kooperation.
Ich versuchte über ein Jahr lang immer wieder fahrrad.de als Kooperationspartner zu gewinnen, bis ich letzten Herbst endlich vor offenen Türen stand.
Und seit gestern ist fahrrad.de der erste große Kunde von Anybike, und über 250 unserer Radreisen sind nun dort buchbar.
Ich freue mich sehr über dieser vielversprechende Kooperation. Ich bin überzeugt, dass Anybike den Verkauf von Radreisen nachhaltig webtauglich machen und uns damit etliche neue Vertriebswege eröffnen wird. Und fahrrad.de wird als First-Mover seinen Umstaz pro Kunde durch ein komplett neues Produkt vergrößern.