Mein Reisemoster ist erfinderisch. Es sucht immer neue Wege, um mich von meinen Reisen abzuhalten, und nur meiner Erfahrung mit Reisen im Allgemeinen und dem Reisemonster im Speziellen ist es zu verdanken, dass ich den einen oder anderen Flug doch noch erwische.
Heute fuhr ich nach Zürich um von dort nach Berlin zu fliegen. In Zürich sollte ich von Gate B04 einsteigen, als es nur ein Gate neben meinem an B05 verdächtig nach Schwefel roch. Dort sollte Easyjet ebenfalls von Zürich nach Berlin fliegen. Oder besser: längst geflogen sein.
Ich wurde darauf aufmerksam, weil die Menge der Wartenden jubelte, als ihr Boarding parallel zu meinem aufgerufen wurde. Ein Blick auf die Anzeigentafel verriet, dass sie 7 Stunden und 20 Minuten warten mussten.
Mein Reisemonster hatte also die Gates verwechselt, dachte ich, als ich entspannt nach Berlin flog und mich sicher wähnte.
In Tegel angekommen, erläuterte ich souveräner Vielflieger beim Aussteigen Sylvia die Besonderheit von Tegel: dezentrales Checkin, Sicherheitskontrolle und Boarding. Alles fein am Gate zusammen gefasst, ermöglicht es maximal ausgedehnte Wartezeit in Lounge oder Starbucks.
Stimmt doch, oder?
Check-In, Sicherheitskontrolle und Boarding.
Denkt mal nach! Habe ich etwas vergessen?
Genau, es fehlt noch eines… nämlich das Gepäckband. Kaum bemerkte ich souveräner und vielfliegender Besserwisser das vergessene Gepäckband, da schloss sich auch schon die No-Way-Back-Tür des Gate hinter uns und trennt uns seit dem von unserem Gepäck, das seit dem wunderbar dezentral auf dem Band seine Runden dreht.
Während Sylvia nun meinen All-You-Can-Eat-Gutschein als Wiedergutmachung im Starbucks vertilgt, nutzt der besserwissende Vielflieger die Zwangspause, um sich seine Niederlage von der Seele zu bloggen.
Und ich bin ungewollt um die Erfahrung reicher, dass das Reisemonster mit fintenreicher Ablenkung auch am Ende der Reise zuschlagen kann.