Hotel Viva Creativo und das Web 2.0

Eben bin ich im Hotel Viva Creativo in Hannover angekommen, wo ich morgen einen Vortrag über Tourismus 2.0 halten soll.

Erster Eindruck: Was für ein furchtbarer Name für ein Hotel.

Zweiter Eindruck: Hier gibt es ein größeres Angebot an Gummibärchen als im Vapiano, der handgeschriebene Gruß „Viel Vitamin C für eine erfolgreiche Veranstaltung“ ist nett gemeint. Nur leider war die Brausetablette nicht zum Kauen gedacht, sondern für ein Glas Wasser (musste das Ding schnell ins Bad spucken, so schäumte es im Mund). Man scheint sich also Mühe zu geben.

Dritter Eindruck: Hier kostet das WLAN 5 Euro. Am Tag? Nein… IN DER STUNDE. Zuerst habe ich mich darüber geärgert. „Was kostet denn der Strom für mein Ladegerät? Wieviel Wasser ist gratis? Welche Münzen brauche ich für die Heizung? Kostet die Klospülung auch?“ usw. – die üblichen Fragen an die arme Rezeptionistin, die eigentlich ganz meiner Meinung war.

Aber die Geschäftsführerin des Hotel wird morgen unter den Zuhörern sein.

Darum schreibe ich meinen Vortrag morgen früh nochmal um.

Und vor allem bin ich gespannt, wie weit dieser Artikel bis morgen um 12 14 Uhr schon durch die Blogsphäre gewandert sein wird. Wer ihn zitiert, wird in meinem Vortrag genannt! Echt jetzt!

An die Tasten!

Update: Trackbacks bitte manuell per Kommentar posten, die Funktion läuft bei mir gerade nicht.

Update 2, Reaktionen aus der Blogsphäre (wow, die Artikel kommen gerade schneller als ich Tippen kann)

  1. Oliver Gassner ist ein Urgestein des Bloggens. Er pflichtet mir bei, betont den wichtigen Unterscheid zwischen „WLAN“ und „gratis WLAN“ und schreibt: „Ach ja, und Bodenseepeter hält morgen einen Vortrag und erwähnt jeden Blogger, der seine Story bloggt im Vortrag. Hey, der Mann hat es verstanden.“
  2. Oliver bloggte nicht nur, sondern twitterte das Thema auch. Dort las es sofort Daniel von Tourismus Zukunft, der daraus sofort eine kleine Kampagne machte. Er fragt seine Leser: Wer findet die beste Lösung, wie das Hotel Viva Creativo den entstandenen Schaden bestmöglich wieder gutmachen kann (Web2.0 oder anders)? Den Gewinner erwartet eine Kiste Bier frei Haus.
  3. Weil Daniel seinen Artikel auch auf Englisch postete, wird er nun möglicherweise große Portokosten zu tragen haben. Denn William Bakker ist sowas der Martin Schobert aus British Columbia, und er schlägt vor: The hotel should respond by joining the conversation and promoting their rate as cheap compared to the competition! Further, they should create a „free wifi“ viral campaign. Free Wifi for people who sign-up for our newsletter. The referrals they’ll generate will pay for itself.
  4. Helge war nach Oliver der zweite, der darüber bloggte. Er schreibt Bezug nehmend auf Daniels Wettbewerb: Wenn ich die Geschäftsführerin bin und in diesem Vortrag sitze, steh ich auf und verkünde, dass WLAN ab sofort nix mehr kostet.
  5. Le Gourmand ist das Genießermagazin für Hotels & Restaurants und Götz Primke nimmt Bezug auf Daniel und Helge: Ich denke: das reicht nicht. Um positiv aus dem Rahmen des Üblichen zu fallen, sollte das Hotel hier noch eins draufsetzen. Und so ein Genusscamp würde den Rahmen bieten: viele Web 2.0 bzw Travel 2.0-affine Menschen würden in dem Hotel als Gast sein, würden über das Hotel schreiben und so einen unheimlichen Schwung an Content in das Internet schwemmen. Und nach dem Genusscamp gibt es ein bloggendes und twitterndes Hotel mehr.
  6. Daniel legt noch einen drauf und überträgt das Theme ins Mikroblogging zu Twitter. Er definiert den Hashtag #hotelcvh.
  7. Marketing-Social-Media liest Olivers Twitter-Feed, erfährt so von meiner Aktion und schreibt: „Persönlich kenne ich dieses Problem auch. Immer liest man: Hotel hat auch WLAN. Doch dann kostet das meist oder ist nicht in allen Räumen empfangsbereit. Dann lieber das Ganze unerwähnt lassen damit man keine falschen Hoffnungen hat.“
  8. Als Marketing-Social-Media Daniels Post entdeckt, nennt er es eine „Gegenaktion zum Bodenseepeter, um den Ruf des Hotels zu retten“. Ganz zustimmen kann ich da (noch) nicht, denn zuerst muss das Hotel reagieren, um seinen Ruf zu beeinflussen.
  9. Im Projekt 5 Prozent schreibt Jörg: „Würde ich heute ein Hotel eröffnen, würde ich eher auf Haustelefone verzichten (wer nutzt die eigentlich noch), als dass ich meinen Gästen keinen Internetzugang zur Verfügung stellen würde.“
    Im selben Blogpost antwortet Edith auf Daniels Wettbewerb: sie sieht eine riesige Chance für das Hotel, die entstandene Aufmerksamkeit für sich zu nutzen und jetzt klug zu reagieren. Lest ihre Vorschläge am besten selbst.
  10. Oliver schreibt in seinem Schorleblog: „ich hoffe nach dem vortrag gehen manchen die augen auf und der wlan-preis runter. dann kommt das hotel viva creativo für mich als potentiellen kunden wieder in frage.“
  11. Reinhard Lammer ist Tourismus-Chef im Lammertal, liest Helges Blog und sieht den Zusammenhang von einem einzelnen Hotel und seiner Region: „Kundenkommentare haben immer auch eine Auswirkung auf das Image einer Destination – und das ist mit Sicherheit Teil der Markenpflege und somit Aufgabe der Destination. (…) Ergibt sich hier eine neue Aufgabe für Tourismusorganisationen. Ständiges Monitoring des Webs und dann entsprechend reagieren, in Absprache mit dem betroffenen Betrieb? Huch, viel Arbeit…“
  12. Freewave ist ein Anbieter von kostenloserm WLAN für Restaurants und Hotels (kenne ich schätze ich aus Wien), die lesen offenbar Reinhards Blog. Sie schreiben: „Wann wird der letzte Bezahl-WLAN Hotspot seinen Betrieb einstellen? Wir wissen es nicht, aber wir arbeiten daran.“
  13. Marco Schreuder ist Landtagsabgeordneter in Wien, folgt Helges Twitter-Meldungen und freut sich auf die Fortsetzung der Geschichte.
  14. Das Hotel Krone in Neuenburg ist ganz webzweinullig und hat schon seit 2001 kostenloses WLAN. Stefan Waidele warnt in seinem Blog vor dem Imageschaden der entstehen kann, wenn eine Geschichte wie diese die Runde macht.
  15. Mein Blogpost auf Digg ist nun immerhin unter bei Google auf Seite 1, wenn man nach dem Hotel sucht.
  16. Hans Kirchmeyr aus Linz schreibt „Aus seriöse Hotels rechnen mal stundenweise“ und hat dieses Comic gezeichnet:
  17. Überblogger Robert Basic schreibt: „Tatsächlich ist es bei mir so, dass ich um Hotels mit keinem Netzanschluss (…) im Zimmer einen dicken Bogen mache. Ebenso um Hotels, die angeben, dass die Internetanschlüsse haben, das Netz aber saulahm oder sauteuer ist oder gar nicht geht. Das war dann der letzte Besuch für mich dort und bei der Rechnung erwarte ich eine Reduktion des Preises.“
  18. Der Apartmentblogger meint: „Mit den Preisen fürs WLAN lassen sich ein paar Kröten verdienen – was bleibt ist jedoch ein schlechter Eindruck, da für viele Heavyuser des Internet ein kostenloser Internetzugang zum guten Ton gehört.“
  19. Frank Stohl pflichtet mir ebenso bei auf seinem Blog.
  20. Auf dem Blog von SocialNetworkStrategien nennt Matias Roskos das kostenlose WLAN in Hotels „ein echtes Killerkriterium“. Recht hat er.
  21. Im Blog about nothing bittet Daniel Krauß: „Also liebe Hotelbetreiber, ich appeliere an euch, die Internetnutzung als Serviceangebot und nicht als Goldesel anzusehen. Ich bin überzeugt, dass es sich auszahlen wird!“
  22. Mats pflichtet mir auch bei.
  23. Christian Lendl schreibt auf dem Blog der Österreich-Werbung unter dem Titel The Empire strikes back: „stellt sich die frage: sind es die 5 euro pro stunde für die benutzung des WLANs wert, (wahrscheinlich) einige buchungen zu verlieren? dass immer mehr leute das internet für die vorab-information nutzen, sollte auch den verantwortlichen des hotels klar sein. spätestens seit heute.“
  24. Claudia hat im Blog von Tripsbytips aufgerufen zur Sammlung einer Liste von Hotels mit kostenlosem WLAN und betont die Chance, die sich Hotels damit bietet.
  25. Sabine von der Wissenslounge hat gleich eine ganze Reihe von Vorschlägen, wie das Hotel die nun entstandene Aufmerksamkeit nutzen könnte, um aus der Krise eine Chance zu machen.
  26. Stefan rechnet an meinem Beispiel (stark vereinfacht, 5 Stunden kosten hier 10 Euro) vor, warum sich ein UMTS-Stick lohnt. Auch wenn die Details nicht ganz stimmen, Recht hat Stefan trotzdem.

Update drei:

About Peter Eich

Mathematiker und Philosoph eigentlich, Seriengründer und Investor tatsächlich. Gründer von Inselhüpfen, Radweg-Reisen, Bikemap, Toursprung, Tourbook, Bodensee-Verlag, und Cyclesummit. Außerdem Referent, Immobilien-Investor, Pilot, NLP-Coach und Barista. Und meistens unterwegs.