Mit dem Rad von Konstanz nach Freiburg – ich hatte nur zwei Tage Zeit, und die Wettervorhersage kündigte Schneefall an. Darum bin ich schnell gefahren und habe die Strecke dennoch sehr genossen.
Los geht’s in Konstanz. Erst einen Kilometer gefahren, und schon eine Fotopause.
Diese Bild ist für Helge. Einfach so.
Und vom Fotografieren ganz müde mache ich schnell noch eine kleine Pause.
Blick auf den Seerhein. Warum so ernst? Weil genau gegenüber mein Büro ist.
Der Schweizer Kanton Thurgau ist eine ländliche Gegend. Fürwahr!
Und der vorherrschende Geruch ist der von Kohl. Aber besser als rheinabwärts. Dort riecht nämlich das Kernkraftwerk nicht.
In Ermatingen hat man einen schönen Blick auf die Insel Reichenau. Und die Zeit für ein weiteres Päuschen.
Fast hätte ich geschrieben, dass ich anschließend so schnell gefahren bin, um die Zeit der vielen Pausen wieder aufzuholen. Doch wer schon mal mit einem Selbstauslöser versucht hat… der weiß…
Ich bin versucht zu sagen, dass man hinter Berlingen so nahe am Rhein radeln kann wie nirgendwo sonst. Doch da der Rhein ab Stein am Rhein der Rhein ist und nicht zuvor, trennen mich hier noch gut 10 Kilometer von ihm. Und jetzt gib zu, dass du den ersten Teil des letzten Satzes zwei Mal gelesen hast!
Aber schön ist es so nah am Untersee allemal.
Auf dem Steg der Insel Werd kurz vor Stein am Rhein. Eigentlich wollte ich hier ein Foto machen von dem Schild am Parkplatz, wo man entweder bezahlen oder alternativ ein Vaterunser beten kann. Hat aber jemand geklaut.
Unter dem Steg zur Insel Werd hat es sich herumgesprochen, dass man auf ihm nicht angeln darf.
Wer genau hinschaut, erkennt schon ab Stein am Rhein, dass es einen Rheinradweg und einen Rheintalradweg gibt. Warum auch immer.
Viel spannender ist aber die Versuchung ob des Schildes links oben. Da möchte man doch einfach weiter und weiter fahren…!
Die Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz verläuft fraktal. Dauernd wechselt man die Seiten, und oft merkt man es kaum. Oder seht ihr den schwarzrotgoldenen Grenzpfosten im Bild?
Ich bin weitgehend auf der nördlichen Seite des Rheins gefahren. Und dort habe ich zwar lauter schöne Radwege gefunden, doch vom Rhein war auf gut 20 Kilometer nix zu sehen.
Irgendwann lasse ich mir mal den Unterschied erklären zwischen dem Rheinradweg und dem Rheintalradweg.
Es gibt mehrere schöne geschlossene Holzbrücken über den Rhein. Und diese hier steht in Diessenhofen.
So sieht das gute Ding von innen aus.
Herrliche Wege im Wald – und direkt am Rhein (links issa!).
Kenner der Gegend erkennen, dass ich auf dem Fußweg fahre.
Kurz vor Waldshut, also mit dem Kernkraftwerk gleich um die Ecke. Aber es ist nur die Sonne, die da so strahlt.
Herrlichster Flussradweg. Und die Erkenntnis, dass mein iPhone sehr viel bessere HDR-Fotos macht als meine Canon S100 bei diesem Bild.
Außerdem habe ich beim Fotografieren gemerkt, wie tief die Sonne schon stand. Drum habe ich für den Rest der Strecke ordentlich Gas gegeben und keine Fotos mehr gemacht. Ich wollte am ersten Tag bis Basel, habe es aber nur bis Lauenburg geschaft.
Laufenburg. LAUFENburg. L-A-U-F-E-N-burg… Doch dazu später mehr.
In Laufenburg jedenfalls begann mein zweiter Tag gleich mit der Dämmerung.
Es gibt eine Menge überdachter Brücken am Hochrhein. Und da dieser mit seinem Verlauf immer breiter wird, werden jene immer länger. Und am längsten ist diese in Bad Säckingen.
Die Ausschilderung in Bad Säckingen ist truely bad. Oder sackschlecht. Also fast nicht vorhanden. Anders als die Touristinfo an der Brücke. Die nämlich ist da, und sie hatte auch schon auf. Also ließ ich meine Meinung da und nahm den guten Rat mit, fortan rechtsrheinisch zu bleiben. Ich hielt mich daran. Leider zu lang, doch dazu später mehr.
Der Radweg bis Basel jedenfalls ist wirklich nett. Immer am Rhein entlang, und oft schöne und stille Wege wie dieser.
Preisfrage: Wo steht mein Rad? Ich hätte es fast nicht wieder gefunden…
Hier habe ich 1/125 Sekunde lang den Blick auf Rheinfelden genossen.
Finally Basel. Eine schöne Stadt – aber sie leidet wie die ganze Schweiz an einer Kaffeevollautomatenseuche. Doch ein paar Schritte hinter dem Nespresso-Store liegt das Unternehmen Mitte. Ein klasse Café, wo ich gerne länger geblieben wäre.
Ich hatte es eilig. Etwa 50 Kilometer rheinabwärts wartete noch ein Business-Meeting auf mich. Und, hallo Finanzamt, klar werde ich das Kilometergeld absetzen!
Willst du schnell ankommen, so fahre langsamer.
Andererseits war ich ja auf Recherche-Tour und habe als Radfahrer nicht nur Vergnügungsrechte, sondern auch Aufklärungspflichten. Und ich bin Logiker, der den echten logischen Widerspruch fürchtet wie der Teufel das Weihwasser.
Jedenfalls ließ ich es mir nicht nehmen an dieser Stelle die Telefonnummer der Touristinfo von Weil am Rhein zu googeln und die arme Mitarbeiterin zu fragen, wie ich denn nun fahren solle. Schließlich sei weder eine Umleitung ausgeschildert, noch könne ich jetzt einfach mal nach Andermatt zurück fahren.
Ok, das war übertrieben. Aber auch nicht mehr, als meine Antwort auf ihre Frage, wohin ich denn wolle („Rotterdam“).
Nach 7 Minuten in der Warteschleife kam sie dann tatsächlich zurück ins Telefonat, hatte sich bis zu Experten durchgefragt und antwortete mir mit einer umständlichen Beschreibung meiner Umleitung.
Aber hey, ich bin ein Trotzkopf. Sogar mit Helm. Natürlich fuhr ich geradeaus, und nach etwa 50 Metern kam auch ein klitzekleines Hindernis, das ich ohne Absteigen locker umfahren konnte…
…um dann am nächsten Schild wieder zu zweifeln. Es zeigte rechts zurück nach Basel und links ebenso zurück, nämlich nach Neuenburg. Was so ähnlich klingt wie Laufenburg, anders als dieses jedoch gar nicht rückwärtig liegt. Ich hatte also die beiden Orte verwechselt und bin deswegen im Kreis gefahren.
Also fuhr ich die ganze Slalomstrecke durch das mittlerweile verhasste Weil am Rhein zurück bis zu der Stelle, bei der ich (an einem Kreisverkehr mangels Schildern) die falsche und entgegengesetzte Richtung genommen hatte.
Eine Stunde. Mindestens.
Und kurz hinter Weil am Rhein begann dann auch DER Rhein so, wie ich ihn kenne. Breit und gemächlich. Und mit Frankreich an der anderen Seite, und nicht der Schweiz.
Na gut, dies ist eine Staustufe. Also nicht schiffbar. Anders als der Rhein. Also liegt der echte Rhein dahinter, und also kommt Frankreich auch erst an dessen anderem Ufer. Aber das wurde mir erst beim Schreiben dieser Zeilen klar.
Hier begann also das Vergnügen. Und ich radelte wie berauscht vor Freude, genoss mein Rad und meine Reise und steckte mir dazu auch noch Musik in die Ohren.
Natürlich hörte ich „Take the Road less travelled“ von Graeme Connors, weil das CyclingDutchGirl Mijam so toll verwendet hat:
Und ausgerechnet mit dieser textlichen Untermalung kam ich an diese Stelle, wo mich ein Schild doch tatsächlich über eine nahe Brücke führen wollte. Ha! Take the road less travelled? Klar doch!
Naja, was soll ich sagen. Die Satteltaschen waren jedenfalls dichter als meine Schuhe.
But hey, it is Ortlieb after all.
Und jetzt fragt mich bitte nicht, wer das alles fotografiert hat!
Die Schuhe waren jedenfalls noch bis zum Abend nass und kalt, was ich durch erhöhtes Tempo auf dem kerzengraden Radweg kompensieren wollte.
Mit dem Ergebnis, dass ich am ganzen Körper klatschnass geschwitzt und kalt weiter fuhr.
Erinnert ihr euch an die Empfehlung der Touristinfo in Bad Säckingen, dass ich rechtsrheinisch fahren sollte.
Nun ja sie galt nur bis Basel. Ab dort wird es rechts nämlich unfassbar eintönig. Locker 200 Kilometer geradeaus.
Darum – und weil für morgen Schnee bis in die Niederungen angesagt ist – habe ich meine Tour kurz vor Freiburg beendet. Denn Radfahren macht im Warmen einfach viel mehr Spaß.